Naturnahe Außenanlagen für Immobilien & Bienen: mehr Biodiversität, mehr Lebensqualität

Für das Wohnungsunternehmen Heimstaden haben wir die Freiflächen rund um die Wohngebäude am Päwesiner Weg 14 in Berlin-Spandau nach sorgfältiger Planung naturnah umgestaltet. Die strukturreichen Lebensräume der Wilden Wiese sind ein kleiner, aber bedeutender Schritt für mehr Artenvielfalt im Quartier.

Autorin: Anna Matuschka

Die Frage, wie Wohnungsunternehmen zu einer nachhaltigen Quartiersentwicklung beitragen können, wird immer drängender, vor allem im städtischen Raum. Gesetzliche Vorgaben zu biodiversitätsfördernden Maßnahmen, ESG-Kriterien zum Artenschutz, steigende Erwartungen von Investor:innen und Mieter:innen – Immobilienunternehmen werden zunehmend dazu angehalten, ihren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Eine naturnahe Gestaltung oder Anpassung von Außenflächen kann hier bereits einen Unterschied machen und bestehende Liegenschaften sowohl ökologisch als auch sozial aufwerten. Unser Partner Heimstaden hat das früh erkannt: Bereits 2022 durften wir für zwei Berliner Wohnanlagen des Immobilienunternehmens unsere ersten Wilde-Wiese-Projekte realisieren. Seitdem gedeihen dort heimische Pflanzen, die Insekten einen Lebensraum bieten und Bewohner:innen eine attraktive und einladende Umgebung. 

Ökologische Aufwertung der Außenanlagen von Heimstaden am Päwesiner Weg

Die Kombination aus Nistplätzen, Blühflächen und fruchttragenden Bäumen und Sträuchern sorgt für ein dynamisches Ökosystem.

Von der eintönigen Grünfläche zum Insektenbuffet

Angefangen hat alles am Päwesiner Weg in Berlin-Spandau: Baumbestände, dichte Hecken und großzügige Rasenflächen prägten das Bild rund um die Gebäude der Wohnanlage, deren Grünflächen es umzugestalten galt. Insbesondere auf den monotonen Rasenflächen gab es viel ungenutztes Potenzial für mehr Artenvielfalt. Mit einem individuellen Maßnahmenplan, entwickelt von unserem Biodiversitätsexperten, wurde der Standort ökologisch aufgewertet: Alte Bäume und Hecken blieben erhalten und wurden um heimische Wildblumen, Sträucher und Obstbäume ergänzt.

Weg mit dem Rasen, her mit der Wildblumenwiese

Um eine größere Biodiversität zu ermöglichen, wird der Boden der zukünftigen Wildblumenwiese mit Sand abgemagert.

Mit gezielten Bodenarbeiten bereiteten wir die Flächen auf die Einsaat von regionalem Wildblumensaatgut vor. Dazu wurde der Boden zunächst mit Sand abgemagert, was das Wachstum vieler heimischer Pflanzen unterstützt und so die Grundlage für eine höhere Biodiversität schafft. Die Anlage einer neuen Blühfläche erfordert zu Beginn eine konstante Pflege. Die Fläche muss sechs Wochen lang feucht gehalten werden, damit die Saat aufgeht und keimt. 

Von der Aussaat zur zarten Blüte

Für die Wildblumenwiese verwenden wir nur Saatgut von regionalen, im Naturraum vorkommenden Pflanzen.

Um die Wartezeit auf die ersten Blüten nicht zu lang werden zu lassen, setzten wir zusätzlich fertige Stauden ein, die den ganzen Sommer über blühen und Insekten wertvolle Nahrungsquellen bieten. Als besondere Highlights legten wir zwei Steinhochbeete an, die mit Kräutern bepflanzt wurden. Die Trockensteinmauer ist ein toller Lebensraum: In die Ritzen können sich Insekten und andere kleine Tiere zurückziehen. Einige Bienenarten bauen in den Spalten ihre Brutgänge und nutzen dabei den Lehm, den wir zwischen die Steine gesetzt haben. Die Kräuter im Hochbeet spenden Nektar und Pollen für die Bestäuber und laden die Anwohner:innen zum gemeinschaftlichen Gärtnern ein.

Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt ‘ne kleine… Biene!

Das Steinhochbeet wertet die Außenanlage optisch auf, ist ein Lebensraum für Insekten und lädt die Anwohner:innen ein, Kräuter anzubauen.

Sandhügel als Wildbienen-Kinderstube 

Zusätzlich zum Nahrungsangebot ist die Schaffung von Nistplätzen für Wildbienen und andere Insektenarten ein wichtiger Bestandteil, wenn es um die biodiversitätsfördernde Umgestaltung von Freiflächen geht. Entsprechend haben wir zusätzlich zu den Trockensteinmauern ein Sandarium angelegt – einen Hügel aus lehmigem Sand, der optimal für Bodenbrüter geeignet ist. Etwa 70 % der in Deutschland lebenden Wildbienenarten legen ihre Brutgänge im Boden an. Ein Sukkulententeppich befestigt den Sandhügel und schützt ihn vor Regen und Erosion.

Sandarium als Nistplatz für Wildbienen wird neu angelegt im Rahmen eines Biodiversitätsprojekts.

Insekten-Sandburg statt Insektenhotel

Gut geschützt zwischen Bäumen und Hecken bietet dieser Hügel aus lehmigem Sand Wildbienen einen Platz zum Nisten

Das Ergebnis: ein ökologisch wertvoller Raum, der nicht nur Wildbienen und Co. anzieht, sondern auch Mieter:innen zum Verweilen und Genießen einlädt. Damit das auch so bleibt, bedarf es einer naturnahen Pflege. Deshalb haben wir einen Mahd- und Pflegeplan erstellt und das Grünflächenmanagement vor Ort in der biodiversitätsfördernden Pflege geschult. 

Im Vergleich zu konventionellen Pflegemethoden ist der Pflegeaufwand bei naturnahen Flächen deutlich geringer.

Ein Mehrwert für Mieter:innen und Natur 

Die Wilde Wiese bietet nicht nur wertvolle Nistplätze und Nahrungsquellen für Insekten, sondern ist auch ein Ort zum Entdecken, Lernen und Mitmachen. Heimstaden war es von Anfang an wichtig, die Anwohner:innen einzubinden und Wissen zu vermitteln. Unsere Lehrtafeln auf dem Gelände geben spannende Einblicke in die neue Flora und Fauna. Zusätzlich zu einem Projektflyer mit Wissen “to go” haben wir eine 24-seitige Wilde Wiese-Broschüre erstellt, die auf Englisch, Russisch und Türkisch übersetzt wurde.

Was summt denn da?

Welche Pflanzen- und Bienenarten dank der Wilden Wiese ein Zuhause finden und was diese besonders macht, erfahren Anwohner:innen über unsere Wissensprodukte.

Räume für Begegnung und zum Entdecken schufen das Marketing- und das Eventteam von Heimstaden über Veranstaltungen wie den Kindertag oder das Mieterfest. Hier hatten die Anwohner:innen die Möglichkeit, die neue Umgebung besser kennenzulernen – inklusive Bienenseminar und Wilde-Wiese-Safari mit den Stadtbienen, bei denen wir zusammen mit Groß und Klein den Geheimnissen der Natur vor der Haustür auf die Spur gegangen sind. Doch auch wenn gerade kein Fest ansteht, lädt die Wilde Wiese Kinder und Erwachsene ein, zusammenzukommen: im Spiel, für eine Auszeit oder beim Naschen am Beerenstrauch.

Paul von den Stadtbienen auf dem Heimstaden Mieterfest redet mit Teilnehmern des Festes.

Im Gespräch beim Mieterfest

Paul von den Stadtbienen (rechts) und Imker Andreas (2. v. r.) gehen mit den Anwohner:innen auf Erkundungstour.

Win-win für Biodiversität und Wohnqualität

Die Wilde Wiese am Päwesiner Weg zeigt, wie einfach es sein kann, mit gezielten, biodiversitätsfördernden Maßnahmen einen Wohlfühlort für Mensch und Tier zu schaffen und eine Wohnanlage gleichsam aufzuwerten. Durch den Einsatz von heimischen Pflanzen und eine fachkundige Pflege haben wir gemeinsam mit Heimstaden einen Raum geschaffen, der ökologisch und sozial wertvoll ist. Diese naturnahen Begegnungsräume tragen nicht nur zur Steigerung der Wohnqualität bei, sondern schaffen durch ihren Bildungsanspruch auch ein Bewusstsein für den Schutz der Artenvielfalt. 

Seit unseren Pilotprojekten in Berlin durften wir weitere Außenanlagen von Heimstaden und anderen Unternehmen in Wildbienenoasen verwandeln. Mit diesen praktischen Erfahrungen und unserer Expertise in den Themenfeldern Biodiversitätsförderung auf der Fläche und Wildbienenschutz im Gepäck haben wir uns auf die Beratung von Wohnungsgesellschaften und Immobilienunternehmen spezialisiert. Unser Fokus liegt auf der Herausarbeitung bestehender Potenziale und in der Planung von naturnah gestalteten Flächen. Wir freuen uns auf weitere Projekte, denn jeder Quadratmeter Grün-, Grau-, Dach- oder Fassadenfläche, der ökologisch aufgewertet wird, leistet einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz!

Sie sind gespannt zu erfahren, welches Potenzial in Ihren Flächen steckt? Wir entwickeln eine naturnahe Vision für Ihr Gelände, die sowohl die Umwelt als auch Ihre Mieter:innen freut – inklusive individueller Maßnahmenvorschläge, Förderberatung und Kommunikationsideen. Sebastian Podratz ist Ihr Ansprechpartner! 

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Bildnachweis

1: Julia Steinigeweg
2: Stadtbienen
3: Julia Steinigeweg
4/5: Steffen Kugler
6/7: Julia Steinigeweg

8: Julia Steinigeweg
9: Helene Uhl
10: Julia Steinigeweg
11: Julia Steinigeweg

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