Dein Start in die Bienenhaltung

Das Bienenwohl hat bei der “ökologischen” oder naturnahen Bienenhaltung oberste Priorität. Der Honigertrag ist weniger wichtig und die Naturerfahrung des*der Imker*in steht an erster Stelle. Man entnimmt nur die Menge Honig, die das Bienenvolk nicht selbst benötigt, es wird also keine honigintensive Imkerei betrieben. Das Bienenvolk überwintert auf dem eigenen Honig und profitiert von seinen wertvollen Enzymen. Zuckerwasser wird nur gegeben, wenn die Vorräte knapp werden. Nach dem ökologischen Ansatz wird mit der Schwarmfreude gearbeitet, anstatt (wie bei der konventionellen Imkerei) das Schwärmen zu unterbinden. Das Ausleben des Schwarmtriebs entspricht der natürlichen Vermehrung der Bienen und trägt zur Gesundheit des Bienenvolkes bei. Ihr Wabenwerk bauen die Arbeiterinnen selbst – das nennt man Naturwabenbau. Es wird kein fremdes Wachs ins Bienenvolk eingebracht und keine Wabenstruktur vorgegeben. Außerdem werden keine Zuchtköniginnen verwendet. Die Bienen vermehren sich standortangepasst und es findet eine natürliche Selektion statt.

Die Behausung ist am Anfang die teuerste Anschaffung. Wir sind überzeugt von unserer BienenBox (ab 439 €) für Einsteiger*innen in die ökologische Bienenhaltung, es gibt aber auch noch zahlreiche andere Beuten auf dem Markt. Du kannst deine Behausung auch gebraucht kaufen, solltest sie aber vor der Besiedlung gut ausflammen, um die Verbreitung von Seuchen zu vermeiden.

Das Equipment kann relativ günstig erworben werden. Zum Start empfehlen wir die Anschaffung von Stockmeißel (ab 5 €) und Smoker (ab 15 €). Einen Imkeranzug musst du nicht kaufen – es reicht ein einfacher Schleier (ab 12 €) und ein dicker Pullover, der schmutzig werden darf. Imkerhandschuhe (ab 10 €) sind gerade am Anfang zu empfehlen, wenn du noch etwas unsicher bist, viele Hobby-Imker:innen verzichten aber in der Praxis auf die Handschuhe zugunsten des Fingerspitzengefühls. 🙂 Ratsam ist auch die Anschaffung einer Futtertasche (in deinem Rähmchenformat; ab 4 €) und eines Verdunsters (ab 15 €) zur Säurebehandlung.

Den Bienenschwarm bekommst du mit etwas Glück kostenlos von Freund:innen oder deinem Imkerpaten / deiner Imkerpatin. Kaufst du einen Schwarm, kann dich das je nach Region bis zu 120 € kosten. Du findest Schwärme z. B. bei der Schwarmbörse oder bei eBay-Kleinanzeigen. Wir raten dir dringend von Internetshops ab, die dir deinen Schwarm per Post schicken!

Die laufenden Kosten liegen nur bei etwa 20 € im Jahr. Zur Varroabehandlung benötigst du Ameisensäure und Oxalsäure. Möglicherweise musst du etwas Futterteig oder Zuckerlösung kaufen, um deine Bienen beim Überwintern zu unterstützen, falls ihr Honig nicht ausreichen sollte.

Etwa jedes dritte Bienenvolk überlebt den Winter nicht – das passiert den besten Imker:innen. Im ersten Jahr ist es nicht unwahrscheinlich, dass du einen Fehler begehst, der deine Bienen das Leben kostet. Hältst du nur ein einziges Bienenvolk, das die kalte Jahreszeit nicht übersteht, ist die Enttäuschung natürlich besonders groß. Die Erfahrungen aus deinem ersten Winter kannst du in die nächste Saison mitnehmen, in der du dir vielleicht die Anschaffung von mehreren Völkern zutraust. Die Entscheidung liegt bei dir!

Rechtlich gesehen dürfen in Deutschland überall dort Bienen gehalten, wo auch die Haltung von z. B. Hunden oder Tauben erlaubt ist. Es kann davon ausgegangen werden, dass Imkern auch in Städten ortsüblich ist und daher aus rechtlicher Sicht jede:r bis zu sechs Bienenvölker halten darf. Bienenhaltung ist also überall dort möglich, wo der Bebauungsplan sie nicht ausdrücklich verbietet. Bevor du mit dem Imkern beginnst, solltest du in jedem Fall deine Vermieter:innen und Nachbar:innen über dein Vorhaben in Kenntnis setzen.

Um in jedem Fall auf der sicheren Seite zu sein, solltest du deine:n Vermieter:in bzw. deine Hausverwaltung über dein Vorhaben aufklären. Nutze hierzu gerne auch unser Infoblatt. Bienen finden als Wildtiere keine Erwähnung in Mietverträgen; die rechtliche Situation stellt daher eine Grauzone dar.

Am Balkon kann die BienenBox als außenhängender Blumenkasten betrachtet werden. Je nach Bundesland bedarf diese Art der Anbringung der Zustimmung des Vermieters.

Die Bienensaison beginnt im Frühjahr mit der Auswinterung. Zwischen April und Juli hast du mit deinen Bienen alle Hände voll zu tun, da dein Volk in dieser Zeit rasant wächst, schwärmen möchte, Waben baut und Honig einträgt. Du solltest in dieser Zeit mindestens wöchentlich nach deinen Bienen sehen. Wenn du im Urlaub bist, solltest du in dieser Zeit jemanden bitten, diese Arbeit für dich zu übernehmen. Ab August musst du seltener handeln und im Winter solltest du deine Bienen in Ruhe lassen. 

In den ersten Jahren gibt es sehr viel Neues zu lernen und du wirst nicht nur mit dem Imkerkurs und deinem eigenen Bienenvolk, sondern wahrscheinlich auch mit Lektüre beschäftigt sein. Du solltest du Aufwand deines neuen Hobbys nicht unterschätzen. Du übernimmst Verantwortung für bis zu 60.000 Lebewesen – das sollte gut überlegt sein! Ein Imkerkurs kann dir helfen, den Aufwand einzuschätzen und dich richtig zu entscheiden.

Unsere Haustiere begreifen recht schnell, mit wem sie sich lieber nicht anlegen sollten. Es besteht natürlich immer ein Risiko, aber uns sind keine Fälle von großen Schwierigkeiten zwischen Bienen und Hunden/Katzen bekannt. 🙂

Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort. Imkervereine sind sehr verschieden – der Nutzen für dich steht und fällt mit den Menschen, die sich dort engagieren. Es ist schön, ein Netzwerk von Gleichgesinnten zu haben und die Freude am Hobby miteinander zu teilen.

Tendenziell wird in Imkervereinen eher mit konservativen Methoden und mit Fokus auf Honigertrag geimkert; in den letzten Jahren konnten wir aber beobachten, dass die Vereine offener für alternative Formen der Bienenhaltung geworden sind. Gerade in den ersten zwei Jahren kann es sehr hilfreich sein, einen Imkerpaten / eine Imkerpatin an deiner Seite zu haben, so dass eine Eins-zu-eins-Betreuung möglich ist. Imkerpat:innen könntest du im lokalen Verein finden. Vor allem in größeren Städten gibt es häufig mehrere Imkervereine – mach dir am besten selbst ein Bild von der Lage vor Ort!

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