Urbanes Gärtnern am Mehringplatz: Mehr_Garten bringt den Kiez zusammen

Gemeinsam säen, gießen und ernten am Mehringplatz in Berlin – darum geht es bei unserem neuen Projekt Mehr_Garten. Projektleiter Andreas Roth erzählt uns, wie das urbane Gärtnern den Zusammenhalt im Kiez fördern kann.

Autorin: Anna Matuschka

Der Mehringplatz in Berlin-Kreuzberg zeichnet sich durch seine lebendige und vielfältige Kultur und seine urbanen Wohnverhältnisse aus. Das Bild des Quartiers ist von den Hochbauten des sozialen Wohnungsbaus der 70er Jahre geprägt. Stand April 2021 sind rund 70 Prozent der 5.500 Einwohner:innen Menschen mit Migrationsgeschichte. Klingt nach grauer Großstadt? Fehlanzeige! Wer genau hinschaut, findet hier im Kiez vereinzelte Spuren von Urban Gardening: einen interkulturellen Gemeinschaftsgarten, Guerilla-Beetanlagen und begrünte Nischen. Um diese zu vernetzen und damit es noch grüner wird, ist Projektleiter Andreas Roth seit April bei den Stadtbienen am Start. 

Der Mehringplatz in Berlin

Die sozialen Wohnbauten der 70er Jahre prägen das Stadtbild des zentral gelegenen Quartiers.

Anna: Andreas, wie bist du zum Projekt Mehr_Garten gekommen? Und was verbindet dich mit dem Kiez am Mehringplatz?

Andreas:

Als Diplom-Landschaftsplaner bin ich sehr daran interessiert, Menschen für Natur- und Umweltschutz zu begeistern und ihnen Möglichkeiten zu zeigen, wie sie sich aktiv engagieren können. In den letzten fünf Jahren war ich im Netzwerk FRIEDA SÜD für ein sozial-ökologisches Gartenprojekt verantwortlich. Auf demselben Gelände fand auch der interkulturelle Imkerkurs “Gemeinsam Imkern” statt – dadurch habe ich die Stadtbienen kennen gelernt. Ich lebe schon seit 40 Jahren in Kreuzberg und kenne die Gegend um den Mehringplatz sehr gut. Ich bin ein großer Fan der Kreuzberger Lebensverhältnisse, die von Freiheit und Vielfalt geprägt sind. Durch meine frühere Tätigkeit kenne ich bereits viele Gärtner:innen und Bienenfreund:innen im Quartier und muss beim Aufbau eines Netzwerks nicht bei Null anfangen.

Anna: Was möchtet ihr mit dem Projekt Mehr_Garten erreichen?

Andreas: 

Wir wollen die Anwohner:innen zusammenbringen und ihnen helfen, etwas Gutes für ihren Kiez zu tun. So eine Großsiedlung kann ja ganz schön anonym sein. Zum einen wollen wir engagierte Gärtner:innen besser vernetzen und Möglichkeiten zum Austausch schaffen. Ich stelle mir zum Beispiel Gießpatenschaften in den Sommermonaten vor und eine wöchentlich stattfindende Gartensprechstunde. Zum anderen wollen wir neue Beete anlegen, noch mehr Menschen für das Gärtnern begeistern und zur aktiven Teilnahme motivieren. Dabei geht es nicht nur um Gemüseanbau, sondern auch um Klimafolgenanpassung, gezieltes Regenwassermanagement und Biodiversität in der Nachbarschaft. Wir werden auch Behausungen für Wildbienen einrichten und ein Honigbienenvolk ansiedeln, um mehr Bewusstsein für die Bedeutung unserer Bestäuber zu schaffen. Denn ohne Wild- und Honigbienen können wir auch keine Nahrungsmittel ernten.

Andreas Roth, Projektleiter Mehr_Garten

Andreas fühlt sich in Kreuzberg fest verwurzelt. Er möchte Menschen begeistern und zeigen, wie sie sich in ihrer Nachbarschaft für Natur- und Umweltschutz engagieren können

Anna: Wie können Interessierte bei dem Projekt mitmachen?

Andreas: 

Aktuell ist das Projekt noch im Aufbau. Dieses Jahr werden wir Kontakt zu wichtigen lokalen Akteur:innen wie zum Beispiel den städtischen Wohnbaugesellschaften aufnehmen. Ab 2024 werden wir dann für die Anwohner:innen des Quartiers Nachbarschaftsworkshops anbieten zu Themen wie Wassermanagement, Bau von Hochbeeten und Unterstützung für die bestäubenden Insekten. Gerade für die Klimawandelanpassung ist der sinnvolle Umgang mit Wasser sehr wichtig. Darüber hinaus wird sich in Gesprächen mit den Menschen vor Ort zeigen, welche Bedürfnisse sie haben und welche Themen sie interessieren.

Anna: Was ist deine langfristige Vision für Mehr_Garten?

Andreas: 

Langfristig stelle ich mir vor, dass wir Mehr_Garten mit anderen Teilen Berlins verknüpfen und so ein wichtiges Zeichen für den Klima- und Artenschutz in der Stadt setzen. Klima- und Artenschutz sind große Aufgaben, die wir nicht alleine bewältigen können. Zusammengenommen können vergleichsweise kleine Aktionen wie urbanes Gärtnern in der Nachbarschaft einen großen Unterschied machen. Im Idealfall schaffen wir damit ein Best-Practice-Beispiel, von dem sich andere Städte und Nachbarschaften etwas abgucken können.

Einfach ökologisch Imkern lernen

In unseren Imkerkursen nehmen wir dich mit in die faszinierende Welt der Honigbienen – und das in mehr als 25 Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sichere dir jetzt deinen Platz im Imkerkurs in deiner Stadt!

Bildnachweis

1: Titelbild
2: Andreas Roth
3: Mehringplatz Berlin

Marie Fröhlich
Marie Fröhlich
Mo Photography Berlin via shutterstock

2 Kommentare zu “Urbanes Gärtnern am Mehringplatz: Mehr_Garten bringt den Kiez zusammen

  1. juan sagt:

    Hallo, ich bin Teil eines Gemeinschaftsgartens Allmende Kontor in Berlin, wir haben dieses Jahr ein neues Projekt gestartet, bei dem ich denke, dass Andreas Interesse hätte, sich zu beteiligen. Es geht um die Vernetzung der Gemeinschaftsgärten in Berlin.
    Könnten Sie mir bitte seine Kontaktdaten geben?

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