Die Amerikanische Faulbrut

Gastbeitrag von Frithjof Koithan, Amtstierarzt in Sachsen

Streichholzprobe Amerikanische Faulbrut

Amerikanische Faulbrut ist eine Brutkrankheit der Honigbiene. Der Erreger ist Paenibacillus larvae. 1904 wurde der Erreger durch den Forscher White in den USA entdeckt.

Die Benennung der Krankheit beruhte ausschließlich auf dem Umstand, dass sie in Amerika entdeckt wurde. In Europa wurden die Symptome der Faulbrut bereits von antiken griechischen und römischen Autoren schon beschrieben, hieraus kann geschlossen werden, dass die Krankheit sehr lange existiert und die Verbreitung zur Zeit des Erregernachweises und davor nicht auf Amerika beschränkt war. 

Stadtbienen Amerikanische Faulbrut

Streichholz- bzw. Pinzettenprobe

Die Probe unter den Zelldeckeln bringt eine milchkaffeefarbene, breiige Masse zutage.

Widerstandsfähige Sporen

Die Dauerform des Erregers, Spore genannt, ist sehr widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen. In Wachs, Honig und Propolis können die Sporen jahrzehntelang überdauern. Erst wenn die Sporen durch Futtergaben der Ammenbienen in den Darm der Bienenlarven gelangen, keimen sie aus. Die dann entstandene vegetative Form des Bakteriums ist stäbchenförmig und vermehrt sich bei günstigen Bedingungen schnell durch Teilung. Durch die Teilung bilden sich unregelmäßig verzweigte Ketten. Die infizierten Larven sterben ab, wenn die Bakterien die Darmwand durchdrungen haben und das restliche Gewebe der Bienenlarven zersetzen.

Krankheitsverlauf der Faulbrut

Zu Beginn der Infektion sind die Arbeiterinnen eines Bienenvolkes zunächst noch in der Lage, befallene Larven zu erkennen und auszuräumen. Im späteren Stadium kommt es dazu, dass abgestorbene Larven nicht ausgeräumt werden und die Zelldeckel stehen bleiben und mit der Zeit einfallen. Ist dieses Stadium erreicht, wird das Volk absterben, wenn keine wirksame Sanierung seitens des Bienenhalters durchgeführt wird. Unter den Deckel betroffener Zellen befindet sich eine milchkaffeefarbene unstrukturierte breiige Masse, die lange Fäden bildet, wenn man sie zwischen den Schenkeln einer Pinzette (früher Streichholzprobe) aufzieht.

Streichholzprobe Amerikanische Faulbrut

Streichholzprobe

Ausbruch der Faulbrut betrifft nicht nur das eigene Bienenvolk!

Der zuständige Amtstierarzt stellt den Ausbruch der Amerikanischen Faulbrut fest, wenn die Pinzetten- oder Streicholzprobe und die mikrobiologische Untersuchung des Futterkranzes positiv ausfallen. Er muss dann in einem 1–3 Kilometer großen Sperrkreis um den Ausbruchsort alle Bienenhaltungen untersuchen und den Verkehr mit Bienen, gebrauchtem Bienenmaterial und Imkerausrüstung unterbinden. Wanderungen mit Bienenvölkern von und in diesen Sperrkreis sind untersagt. Wenn sicher ist, welche Imkereien im Sperrgebiet von der Faulbrut betroffen sind, müssen im Sperrgebiet Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden.

Stadtbienen Amerikanische Faulbrut

Eingefallene Zelldeckel und fadenziehender Schleim

Typische Merkmale der Amerikanischen Faulbrut

Therapie und Bekämpfung

Der Amtstierarzt ordnet – je nach Grad der Infektion – das sogenannte Kunstschwarmverfahren an. Wenn für diese Therapieform keine guten Aussichten besteht, wird das Abtöten der betroffenen Bienenvölker angeordnet.

Brutwaben, tote Bienen und altes Material sind bei den betroffenen Imkereien unschädlich zu beseitigen. Beuten, Rähmchen und alle Ausrüstungsgegenstände, die mit den Bienen in Berührung kommen sind wirksam zu desinfizieren. Die Desinfektion und Beseitigung wird amtstierärztlich überwacht. Die Amerikanische Faulbrut richtet bei betroffenen Imkern große Schäden an.

Es reicht nicht, wenn einzelne Imker die Erkrankung bekämpfen!

Wo Bienenvölker mit Faulbrutsporen infiziert sind, stecken sich Bienenvölker von benachbarten durch Räuberei leicht an. Die Honigvorräte von erkrankten Bienenvölkern werden von Flugbienen der benachbarten Völker ausgeplündert und die Infektion wird so verbreitet. Auch der Umstand, dass Ammenbienen aus kollabierenden Völkern den räubernden in ihre Bienenvölker folgen trägt zur Verbreitung bei. Imker, die meist zunächst nichts von der Gefahr wissen, schleppen die Infektion in mit lebenden Völkern oder auch durch benutzte Beuten und Honigwaben an andere Völker weiter.

Moderne Bienenhaltung – so mobil wie noch nie!

Es liegt bei den Imkern, dass die Faulbrut bei diesen Aktionen nicht als blinder Passagier mitreist. Es ist besonders wichtig, dass sich Imker selber vergewissern, dass die eigenen Bienenvölker nicht infiziert sind, oder dass die Bienen, die man sich kauft, frei von Faulbrutsporen sind. Imker sind durch die Bienenseuchenverordnung verpflichtet, eine Verlegung von Bienenvölker über Landkreisgrenzen und Stadtgrenzen hinweg nur dann durchzuführen, wenn die eigenen Bienen nicht mit Faulbrut infiziert sind. Daher muss eine Untersuchung des Brutnestes durch das zuständige Veterinäramt erfolgen.

Noch besser ist es, wenn bei dieser Untersuchung eine Futterkranzprobe des Honigs bei dieser Gelegenheit entnommen wird. Die mikrobiologische Untersuchung gibt Aufschluss, ob die untersuchten Völker infiziert sind. Denn leider kann man in der Inkubationsphase durch die Inspektion des Brutnestes die Infektion nicht erkennen.

Da es sehr wichtig ist, Gewissheit zu haben müssen alle Imker darauf achten, die Wandervorschriften einzuhalten und nur mit „Wanderzeugnis“ des zuständigen Amtstierarztes die eigenen Bienen an andere Orte zu bringen. Ebenso muss der Imker sich bei der zuständigen Behörde melden und nachfragen, ob am Zielort nicht etwa ein Faulbrutsperrbezirk besteht.

Jeder Verdacht auf Amerikanische Faulbrut ist beim Veterinäramt anzeigepflichtig!

Diese Vorschriften existieren nicht als Selbstzweck, sondern sichern ab, dass die Faulbrut sich nicht ungewollt verbreitet. Wichtig ist auch, dass sich alle Imker über die Gefahr, die durch die Amerikanische Faulbrut besteht, bewusst sind.

Keine Haltungsform schützt vor einer Ansteckung.

Egal, ob die Bienen in einer Klotzbeute, einer Kiste, einem Korb, Hinterbehandlungsbeute oder Magazin gehalten werden, unabhängig ob die Völker einzeln in der Landschaft, in einem Bienenhaus, auf einem Dach oder einem Balkon gehalten werden – die Infektionsgefahr existiert in gleicher Weise für alle. Die Kooperation mit dem eigenen Veterinäramt ist wichtig. Wer sich Bienen kauft, soll sich eine Kopie vom gültigen Seuchenfreiheitsattest geben lassen und auch darauf achten, dass eine mikrobiologischen Untersuchung der Futterkranzprobe auf Sporen der Amerikanischen Faulbrut ein negatives Ergebnis erbracht hat. Aber auch, wenn man nicht mit seinen Bienen wandert, ist es wichtig, seine Bienenvölker regelmäßig untersuchen zu lassen!

Ein Gastbeitrag von Frithjof.

Frithjof Koithan
Amtstierarzt & Stadtbienen-Referent

Bildnachweis

3. Streichholzprobe: Frithjof Koithan
2: Streichholz- bzw. Pinzettenprobe: Dr. Michael Hardt

3. Eingefallene Zellendeckel: Frithjof Koithan