Bienenbeuten

Wer sich mit der Haltung von Honigbienen beschäftigt, macht sich früher oder später Gedanken um die geeignete Behausung. Bei der Vielfalt an angebotenen Bienenbeuten, wie man die Behausungen auch nennt, kann man schnell den Überblick verlieren. In unserem Beutenvergleich erläutern wir Konzepte und Begriffe wie Magazin, Warré und Einraumbeute und stellen die verschiedenen Bauformen gegenüber.

Zu Beginn sei gesagt, dass über Bienenbehausungen leidenschaftlich diskutiert werden kann – zwei Imker, drei Meinungen. Wir denken: Es gibt nicht die eine, universelle Behausung! Jede:r (Neu)-Imker:in muss eine Behausung finden, die zu den eigenen Bedürfnissen passt. Der folgende Text soll Einsteiger*innen als erste Orientierung dienen – Fachbegriffe sind kursiv dargestellt und werden am Ende der Seite erläutert. Dies ist unsere Sicht auf die Dinge – am Ende ist es an der Bienenhalterin, sich umfassend zu informieren und eine persönliche Entscheidung zu treffen.

Magazinbeuten

Die Magazinbeute ist die klassische Behausung für die honigintensive Imkerei. Diese Art von Behausung gibt es mit verschiedensten Rähmchenmaßen (wie zum Beispiel: „Zander“, „Deutsch normal“ etc.), die vorgeben, in welcher Größe die Bienen ihre Waben bauen können. Der Aufbau durch aufeinander gestapelte Module, auch Zargen genannt, erleichtert die imkerliche Praxis, wenn viele Behausungen des selben Typs in größeren Imkereien eingesetzt werden.

Durch den vergleichsweise großen Materialaufwand ist diese Behausung nicht gerade platzsparend; es werden Lagermöglichkeiten für unbewohnte Zargen benötigt. Unterschiedliche Module und ggf. verschiedene Rähmchenmaße können eine hohe Komplexität mit sich bringen. Durch den Turmaufbau ist die Magazinbeute eher ungeeignet für Menschen, die nicht schwer heben können oder möchten. Eine ökologische Imkerei ist auch in der Magazinbeute theoretisch möglich, jedoch ist die Behausung nicht darauf optimiert.

Fazit: Durch das Gewicht der Module und den hohen Materialaufwand ist die Magazinbeute für die Handhabung im kleineren Hobbybereich eher ungeeignet. Die Magazinbeute passt gut in das Vorhaben einer langfristig größeren bzw. erwerbsmäßigen Imkerei, die auf konventionelles Imkern ausgelegt ist und eine dementsprechend hohe Honigernte zum Ziel hat.

Bienenkiste

Die Bienenkiste stützt sich auf ein altes Prinzip des Krainer Bauernstocks, der überwiegend im slowenischen Sprachraum für die Wanderimkerei entwickelt wurde. Die Bienenkiste ist eine Behausung, die nach den Prinzipien des Mellifera e.V. und ihren wesensgemäßen Maßstäben ausgelegt wurde.

Sie hat keine herausnehmbaren Rähmchen, sondern basiert auf dem Stabilbau. Um an das Bienenvolk zu gelangen, muss die Behausung nicht wie bei den meisten anderen mit einem Deckel geöffnet, sondern aufgestellt werden. Durch dieses von einigen Anwender*innen als eher kompliziert empfundene Öffnen der Behausung, werden die Bienen weniger vom Menschen gestört, finden jedoch nicht in die Behausung zurück, wenn diese aufgestellt ist. Die Bienenkiste ermöglicht einen schönen Einblick in das Bienenvolk als Ganzes. Durch den Stabilbau ist ein tiefer Einblick in das Innere des Volkes jedoch nur bedingt möglich, was den Umgang mit Krankheiten sowie dem Schwärmen tendenziell erschwert.

Fazit: Die Bienenkiste wird einem hohen Anspruch an eine wesensgemäße Bienenhaltung gerecht. Im Bezug auf Varroakontrolle, Honigernte und Möglichkeiten der Schwarmhandhabung schränkt sie vorhandene Möglichkeiten ein und wirkt zeitweise unpraktisch.

Einraumbeute

Die “Mellifera Einraumbeute” ist eine Trogbeute, die vom Mellifera e.V. nach wesensgemäßen Gesichtspunkten entwickelt wurde. Hier liegen die Rähmchen auf einer Ebene aneinandergereiht. Die Einraumbeute bietet sich für eine konventionelle sowie wesensgemäße Bienenhaltung an und arbeitet mit einem großen Rähmchenmaß, welches den Bienen ermöglicht, ein zusammenhängendes Brutnest zu bilden. Für die Stabilität der Naturwaben und das Handling können die großen Rähmchen jedoch nachteilig sein. Die Behausung erlaubt eine Bienenhaltung ohne Bücken oder schweres Tragen, jedoch ist sie durch den sperrigen Umgang eher nicht für den platzsparenden Einsatz gedacht.

Fazit: Die Einraumbeute ist durch den Deckel und die Anordnung der Rähmchen benutzer- und einsteigerfreundlich. Die großen Rähmchen bieten den Bienen viel Platz für ihr Brutnest, jedoch sind in der Handhabung etwas sperrig.

BienenBox

Die BienenBox ist eine Trogbeute, die aus einer horizontalen Aneinanderreihung von Rähmchen besteht. Die Anordnung der Rähmchen auf einer Ebene (wie bei der Einraumbeute) und die praktische Standvorrichtung ermöglichen eine rückenfreundliche Handhabung der Box. Durch den Verzicht auf modulare Bausteine ist die Nutzung der Bienenbehausung mit relativ geringem Materialaufwand verbunden.

Die Behausung wurde vom Stadtbienen e.V. unter Beachtung ökologischer Gesichtspunkte entwickelt. Sie besitzt ein vergleichsweise kleines Rähmchenmaß, dessen Handhabung sich besonders für Anfänger:innen bewährt hat. Aus der Größe ergibt sich eine höhere Stabilität beim Naturwabenbau. Die höhere Anzahl an Rähmchen führt jedoch dazu, dass die Durchsicht länger dauern kann als bei Bienenbehausungen mit größerem Rähmchenmaß. Die BienenBox ist durch ihre schlanke Form und den aufklappbaren Deckel platzsparend und im Garten, auf dem Dach und sogar am Balkon einsetzbar.

Fazit: Viele kleine Rähmchen machen die Durchsicht für Unerfahrene zeitaufwändiger. Die schlanke Form, der aufklappbare Deckel, die Rähmchenanordnung auf einer Ebene und das handlichen Rähmchenmaß machen die BienenBox zu einer nutzerfreundlichen Bienenbehausung für Freizeit-Imker:innen.

Warré Beute

Diese Behausung ist eine Entwicklung des Franzosen Émile Warré, einem Pionier der ökologischen Bienenhaltung. Die Behausung besteht aus zwei bis sieben Bauteilen, die zu einem schlanken Turm nach dem Vorbild eines Baums zusammengestellt werden. Durch die geringe Auflagefläche sollte man die Behausung zusätzlich gegen Umfallen sichern.

Die einzelnen Bauteile sind nicht so schwer wie die von Magazinbeuten und lassen sich leichter verstauen. Das Prinzip arbeitet mit feststehenden Waben, was einen tieferen Einblick für Kontrollen erschwert. Dies erklärt sich wahrscheinlich dadurch, dass Warré zu seiner Zeit keine Probleme mit der Varroamilbe hatte.

Fazit: Die Warré Beute ist als „Volksbeute“ konzipiert worden, jedoch ist sie im Vergleich zu anderen Behausungen durch die vielen Module, die unbeweglichen Waben und die erschwerte Varroabeobachtung bzw. -behandlung im Vergleich mit modernen Behausungsformen eher unhandlich.

Top Bar Hive

Die Top Bar Hive funktioniert ebenfalls nach dem Prinzip der Trogbeute. Im Gegensatz zu Einraumbeute und BienenBox werden hier jedoch keine ganzen Rähmchen eingesetzt, sondern ausschließlich Oberträger (Oberer Träger der vier Rähmchenteile) eingelegt. An diesen bauen die Bienen ihre Waben und die nach unten spitz zulaufenden Seitenwände sollen verhindern, dass sie die Waben mit der Innenwand der Behausung verkitten.

Diese theoretische Überlegung funktioniert jedoch in der Praxis nicht immer so tadellos – Wabenrisse können die Folge sein. Da die Bienen ihre Waben nicht an Seitenteilen von Rähmchen anbauen können, ist beim Umgang mit den Waben an den Oberträgern Fingerspitzengefühl gefragt. Die Top Bar Hive gibt es in verschiedenen Oberträgergrößen und wird vor allem wegen ihres simplen Aufbaus bei Selbstbauer*innen oder im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt.

Fazit: Die Top Bar Hive ist durch ihren Aufbau benutzerfreundlich und für Selbstbauer:innen attraktiv. Durch die ausschließliche Benutzung des Oberträgers als Wabenhalter kann das Handling schwierig sein, was gerade bei Anfänger*innen zu Frustration führen kann.

Klotzbeute

Bienen nisten am liebsten in mehreren Metern Höhe; ihr natürliches Habitat ist der Wald. Man kann das Prinzip „Baumhöhle“ aber auch in Bodennähe umsetzen. Die sogenannte Klotzbeute vereint die Vorteile einer natürlichen Baumhöhle mit dem Komfort einer modernen Bienenbehausung. Um eine Klotzbeute herzustellen, schlägt man das Loch in einen abgesägten Baumstamm statt in den lebenden Baum ein. Das klingt trivial, erfordert aber spezielle Werkzeuge, eine über Jahrhunderte überlieferte Technik, und eine ordentliche Portion Muskelkraft. In diversen Workshops kann man heute lernen, wie man bienengerechte Baumhöhlen und Klotzbeuten anlegt und was es bei dieser Haltungsform zu beachten gilt. Ob die Höhlen in lebende Bäume geschlagen werden oder in Baumstümpfe, die im eigenen Garten errichtet werden können, ist unbedeutend. Beide Methoden bieten Bienen ein natürliches Habitat – gut isoliert und mit perfektem Beutenklima.

Beutevergleich in Tabellenform

Begriffserklärungen

Konzept:

  • Konventionelles Imkern: Bezeichnet eine Imkerei, die über die letzten Jahrzehnte Praxen mit dem Ziel der Honigmaximierung, entwickelt hat.
  • Wesensgemäßes Imkern: Diese Bezeichnung hat der 1985 entstandene Mellifera e.V. definiert und danach seine Behausungskonzepte ausgelegt.
  • Ökologisches Imkern: Diese Bezeichnung nutzt der Stadtbienen e.V., um damit die Bienenhaltung in der BienenBox zu beschreiben.

Bauarten:

  • Mobilbau: Bei diesem Prinzip bauen die Bienen ihre Waben in Rähmchen, welche dann aus der Behausung gehoben werden können.
  • Stabilbau: Bei diesem Prinzip gibt es keine Rähmchen und die Bienen bauen ihre Waben so in die Behausung, dass sie danach nicht beweglich sind.

Grundprinzip:

  • Trogbeute: Eine Behausung, die eine From eines Futtertrogs hat und bei der daher die Rähmchen horizontal in einer Ebene liegen.
  • Krainer Bauernstock: Ein Prinzip, welches sich im slowenischen Sprachraum für die Wanderimkerei durchgesetzt hat.
  • Modular: Bei einem modularen Aufbau besteht die Behausung aus einzelnen Bausteinen, die übereinander gestapelt werden.
  • Zargen: So werde die einzelnen Bausteine beschrieben, die bei einer Behausung (Magazinbeute) übereinander gestapelt werden.

Rähmchen

  • Rähmchen bzw. Rähmchenmaß: In den Rähmchen bauen die Bienen ihre Waben
  • Zander Rähmchenmaß: Ein bestimmtes Rähmchenmaß, welches vor allem im Süden deutschlands eingesetzt wird.
  • Deutsch normal Rähmchenmaß: Ein bestimmtes Rähmchenmaß, welches vor allem im Norden deutschlands eingesetzt wird.
  • Oberträger: Ist eine Holzleiste, die entweder alleine montiert wird oder das oberste Teil eines kompletten Rähmchens darstellt, welches aus 4 Seitenteilen besteht.