Faulbrut-Monitoring der Freien Universität Berlin

Eine Person in Schutzkleidung hält einen hölzernen Bienenrahmen und prüft ihn auf Brüche, während die Bienen die Waben bedecken; eine Nahaufnahme zeigt, wie der Honig mit einem Werkzeug vorsichtig aus den Wabenzellen geschleudert wird.
Eine junge Frau mit mittellangem gewelltem Haar blickt mit neutralem Blick direkt in die Kamera. Sie trägt ein helles, strukturiertes Oberteil und posiert vor einem schlichten, von der Faulbrut inspirierten hellen Hintergrund in Schwarz und Weiß.


Ein Gastbeitrag von Dr. med. vet. Antonia Genath, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Veterinär-Biochemie an der Freien Universität Berlin.

Aufgrund der steigenden Anzahl und der Zuwanderung von Bienenhaltenden und Imkernden steht das Land Berlin betreffend Honigbienengesundheit und Seuchenschutz vor stetig wachsenden Herausforderungen. Die Entwicklung einer Strategie gegen die Amerikanische Faulbrut (AFB) stellt einen integralen Bestandteil der Berliner Bienenstrategie dar und beinhaltet die Etablierung eines „Koordinierten AFB-Monitorings“ in Berlin.

Unentdeckt erkrankte Bienenvölker – eine große Gefahr

Die AFB, ausgelöst vom sporenbildenden Bakterium Paenibacillus larvae, ist eine hoch-infektiöse, anzeigepflichtige Bienenseuche. Es erkrankt ausschließlich die Brut – die adulten Bienen können zwar nicht angesteckt werden, sind aber an der Verbreitung der stabilen Sporen beteiligt. Ansteckungsquellen stellen unter anderem unentdeckt erkrankte Bienenvölker, vernachlässigte Bienenstände oder Importhonig dar. In Berlin verstärken die hohe Volksdichte und der stetig steigende Anteil nicht geschulter Imker:innen das Risiko der Ausbreitung zudem.

Spät erkannte Faulbrutfälle führen in der Regel zur amtlich angeordneten Abtötung von Bienenvölkern innerhalb eines Faulbrutsperrbezirks mit klinischem Ausbruch der AFB und aufwendigen Entseuchungsaktionen, um die Seuche zu tilgen und eine Ausbreitung zu verhindern.

Früherkennung von Faulbrutherden ist entscheidend

Ein AFB-Monitoring bietet mittels regelmäßiger bakteriologischer Untersuchung von Futterkranzproben die Möglichkeit, den Sporeneintrag schon vor dem klinischen Ausbruch der Seuche festzustellen. So können Faulbrutherde frühzeitig erkannt und eine Ausbreitung durch Ergreifung alternativer Maßnahmen, wie einer Sanierung der betroffenen Völker, begrenzt werden.

In Berlin wird ein systematisches Faulbrutmonitoring aufgebaut, in welchem auf freiwilliger Basis bei Berliner Bienenstandorten kostenfreie Futterkranzproben entnommen und im Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf (LIB) untersucht werden, um die Erkenntnisse über das Vorkommen von AFB langfristig zu verbessern sowie die Anzahl der Faulbrutausbrüche und den damit verbundenen wirtschaftliche Schaden zu reduzieren.

Dazu werden auf Grundlage einer Stadtkarte mit einem Raster von 2,5 * 2,5 km passende Bienenhaltungen zur Beprobung ausgewählt, die in der Nähe der Schnittpunkte liegen. Das Ziel ist eine jährliche Beprobung einer Stichprobe von etwa 10 Prozent der Bienenhaltungen, die gleichmäßig im Stadtgebiet verteilt sind. Von den ausgewählten Bienenhaltungen werden aus bis zu sechs Bienenvölkern Sammelfutterkranzproben gezogen; bei Bedarf können auch mehrere Sammelproben entnommen werden. Die Probenahme wird während trachtarmer Zeiträume durchgeführt, also nach der Sommerhonig-Ernte und vor dem Auffüttern für den Winter. In dieser Zeit kommt es zu geringen Verdünnungseffekten durch frisch eingetragenen Nektar und zur höchsten Flugaktivität der Bienen. So werden ein aussagekräftiges Ergebnis der Futterkranzanalyse und darüber hinaus eine Flächen-Aussagekraft gewährleistet. Die Proben werden von der Bienen-Koordinationsstelle entnommen, die Unterstützung von ehrenamtlich agierenden Imkernden mit besonderer Fachkenntnis erhält. Die Stadtbienen beteiligen sich seit 2020 mit zahlreichen Kurs- und Unternehmensstandorten am Programm.

AFB-Monitoring in Berlin – jetzt teilnehmen!

Je mehr Bienenhaltungen in das Koordinierte AFB-Monitoring integriert werden können, desto größer ist der Erfolg eines langfristigen Kenntnisgewinns über die AFB-Prävalenz und ihrer Beherrschung. Wenn das Monitoring über Jahre hinweg durchgeführt wird, können ein Wiederauftreten frühzeitig erkannt und so geeignetere Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung bzw. Bekämpfung einleitet werden.

Weitere Informationen zum Programm findest du auf der Website der FU Berlin. Wenn du an der kostenlosen Teilnahme Interesse hast, melde dich direkt bei:

Christian Dreher
Bienen-Koordinationsstelle
Freie Universität Berlin
Institut für Veterinär-Biochemie
Oertzenweg 19b
14163 Berlin

+49 (0) 30 838 56994
christian.dreher@fu-berlin.de

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Bildnachweis

Brutwabe: Bianca Ackermann via Unsplash
Streichholzprobe: Tanarus via Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

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